“Friss oder stirb” – Hochschulen legen Verhandlungen lahm

In den Verhandlungen um einen neuen Tarifvertrag der studentischen Beschäftigten zeigten sich die Hochschulen erneut nicht bereit, über unsere Kompromissvorschläge zu verhandeln.

Dabei sahen diese weitere Zugeständnisse von unserer Seite in Bezug auf die Lohnhöhe und die Anbindung an die Tarifentwicklung der anderen Hochschulbeschäftigten (TV-L-Ankopplung) vor. Stattdessen beharrten die Hochschulen im Wesentlichen auf ihrem bestehenden Angebot. Ihr einziges Zugeständnis war, 3 Monate früher als Januar 2020 den Lohn auf die 12,50€ anzuheben, die die TU bereits jetzt zahlt.

Die von den Hochschulen angebotenen schrittweisen Lohnsteigerungen bis 2023 bedeuten außerdem auch keine echte und langfristige Dynamisierung der Löhne. Dies wäre nur durch eine TV-L-Ankopplung gewährleistet. Diesbezüglich wollten die Hochschulen sich allerdings zu nichts mehr verpflichten, als sich in den nächsten Hochschulvertragsverhandlungen gegenüber dem Land Berlin für eine solche Ankopplung “einzusetzen”. Eine Verpflichtung ohne Substanz. Und das nachdem wir jahrelang die Lohnerhöhungen, die das Land Berlin in die Hochschulverträge eingepreist hat, nicht von den Hochschulen erhalten haben!

De facto droht den studentischen Beschäftigten damit spätestens ab 2023 wieder Lohnverfall, wie wir ihn die vergangenen 17 Jahre erleben durften.

In den Begründungen für ihr Angebot machten die Hochschulen deutlich, dass sie für unsere Arbeit nicht dieselbe Anerkennung übrig haben wie für die Arbeit unserer nicht-studentischen Kolleg*innen. In ihrer Pressemitteilung unmittelbar nach den Verhandlungen heißt es: “Im Unterschied zu den anderen Beschäftigten der Hochschulen sind Studenten eben keine klassischen Arbeitnehmer.”

In den Verhandlungen wurde mit ähnlichen Argumenten eine TV-L-Ankopplung kategorisch ausgeschlossen. TV-L-Beschäftigte und studentische Beschäftigte, so die Hochschulen, das sei wie Äpfel und Birnen und die vergleiche man schließlich auch nicht. Damit bestätigten die Hochschulen ihre Sicht auf uns als Beschäftigte zweiter Klasse und führten gleichzeitig ihr Versprechen bezüglich einer zukünftigen TV-L-Ankopplung ad absurdum.

Weitere substanzielle Kompromissvorschläge, die wir mit Bauchschmerzen in die Verhandlungen eingebracht hatten, wurden abgelehnt. Stattdessen entschieden sich die Hochschulen für taktische Manöver. Formal brachen sie die Verhandlungen nicht ab, faktisch steuerten sie diese jedoch in eine Totalblockade, indem sie ihr Angebot pro forma aufrechterhielten, weitere Diskussionen über unsere Forderungen sowie weitere Verhandlungstermine aber pauschal ausschlossen. So versuchen sie krampfhaft, nach außen das Bild zu erzeugen, dass sie nicht für das Scheitern der Tarifverhandlungen verantwortlich sind, ohne aber wirklich weiter verhandeln zu wollen.

Nach der heutigen Verhandlungsrunde ist klar: Die Hochschulen wollen die Verhandlungen aussitzen und nehmen so billigend in Kauf, dass weitere Streiks den Hochschulbetrieb lahmlegen werden. Denn als studentische Beschäftigte bleibt uns jetzt kein anderer Weg, als einen tragfähigen Abschluss mit Streiks zu erkämpfen. Zeigen wir ihnen, dass man so mit Äpfeln nicht umspringt!

 

Diese Verhandlungsrunde war die letzte der aktuellen Tarifkommission (TK).

Am 5. Juni um 18 Uhr wird eine neue TK gewählt.

Ort: Technische Universität, Raum EW202 (Eugene-Paul-Wigner-Gebäude), Hardenbergstr. 36, 10623 Berlin

Wir danken allen aktuellen TK-Mitgliedern für ihre Zeit und Arbeit, wünschen der kommenden TK viel Erfolg und rufen dazu auf, sich zahlreich an der Wahl zu beteiligen!

 

Für einen neuen Tarifvertrag der studentischen Beschäftigten!

 

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zur Info: KAV PM

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16 Kommentare zu „“Friss oder stirb” – Hochschulen legen Verhandlungen lahm

  • Wäre es nicht sinnvoll überhaupt mal ein annähernd gutes Angebot anzunehmen, längere Lohnfortzahlung, mehr Urlaub, mehr Lohn, eine Dynamisierung!
    Dann gibt es im ersten Schritt einen kürzeren Tarifvertrag ohne TV-L Dynamisierung, es gibt immerhin eine kleine im aktuellen Angebot. Denn 550 EUR mehr im ersten Jahr des neuen Tarifvertrages, plus 5 Tage Urlaub sind mehr als jetzt.
    Dann wird im nächsten Tarifvertrag für eine echte Dynamisierung gekämpft und die Verhandlungen würden bei 0 starten und nicht wie jetzt mitlerweile extrem belastet sein für beide Seiten. Stattdessen verhandelt ihr euch über ein Jahr fest und verwehrt damit allen einen Lohnzuwachs. Denn der neue Lohn wird mit Sicherheit nicht rückwirkend ausbezahlt, sondern vermutlich erst mit Abschluss des neuen Vertrages. Und in der Tat glaube ich nicht, dass wir in der Lage sind ein besseres Angebot zu erstreiken. Den Streik werden die Hochschulen aussitzen können. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam Verdi&Co beim TV-L auch schon mal, nach wochenlangen Streik.
    Ich glaube kein studentischer Beschäftigter wäre ernsthaft enttäuscht, wenn ihr jetzt Ja! sagt. Es ist einfach aktuell nicht mehr drin.

    • Dem kann ich überhaupt nicht beipflichten. Ich wäre ernsthaft enttäuscht, wenn sie jetzt ,,Ja!” sagen würde. Es geht eben nicht nur um ein ,,mehr als jetzt”. Diese paar Kröten können sich die Hochschulen in den Arsch schieben. Sorry to say, aber ich bekomme bessere Löhne, wenn ich bei irgendwelchen Supermärkten an der Kasse arbeite, mehr Urlaub habe ich da auch, von den studiengangsspezifischen Jobs in der freien Wirtschaft mal ganz zu schweigen.
      So ein Tarifkampf kann man leider nicht mal eben alle paar Jahre aus dem Boden stampfen. =/
      Unsere stud. Kollegen*Innen von der Tarifkampagne haben jahrelange Vorbereitungen getroffen und mühen sich hier seit mittlerweile einem Jahr in Verhandlungen ab, nur damit wir in ein paar Jahren wieder von vorne anfangen? Ich glaube das funktioniert nicht. Zumal die Arbeitgeber sich ja jetzt nach den Streiks überhaupt erst einmal bewegt haben, was also gegen dein Argument spricht, wenn du sagst, sie hätten sich ein Jahr lang festverhandelt. Vielen stud. Beschäftigten muss man auch erst einmal erzählen, was überhaupt ein Tarifvertrag oder eine Gewerkschaft ist und das unsere Löhne und Arbeitsbedingungen nicht an Bäumen wachsen. Mit so einer (sicher auch dank Bologna) gehetzten Studierendenschaft kann man nicht alle paar Jahre einen solchen Tarifkampf organisieren, wir sind ja nicht in den 68ern.
      Oder hast du da so komplett andere Eindrücke gewonnen? Vielleicht hab ich da ja nur eine durch ungünstige Umstände verformte Perspektive drauf…

      Das Problem ist aber eben auch genau das, dass die Arbeitgeber wissen, dass die großen Gewerkschaften einknicken und mittlerweile zahnlose Schoßkätzchen sind und jedes von den Arbeitgebern hingeworfene Krümelchen abnicken. Im Gegenteil sollte jetzt (was schon lange überfällig ist) Schluss sein mit ein paar Tagen Streik von immerhin nur Teilzeitbeschäftigten und dem damit geringeren Auswirkungen, und man sollte es endlich mal drauf ankommen lassen. Sollten die Hochschulen das wirklich aussitzen können und uns dann abspeisen, werden die ganzen Stellen, die jetzt schon keiner mehr machen will für das bisschen Geld und unter anderem deswegen unbesetzt sind, sicher nicht weniger. Ich persönlich wüsste auch nicht, was mich dann hier noch hält, denn da gibt es auch noch andere Forschungseinrichtungen, Institute oder Arbeitsplätze z.B. in der f. W., die spannende Beschäftigungsfelder bieten, andere interessante Arbeitsbedingungen (z.B. Kollektivbetriebe, Kommunen, Stiftungen, Alternativbetriebe, selbstorganisierte, spendengestützte Forschung, usw.) haben, etc.
      Die Hochschulen bekommen seit Langem in den Hochschulverträgen festgelegtes Geld für uns, was sie uns aber nicht geben, parallel dazu bekommen andere Hochschulbeschäftigte aber fette Gehaltserhöhungen, also was sollte da nicht drin sein? Und wir machen nicht selten Arbeit, die wir gar nicht machen dürfen, wodurch die Hochschulen nochmal ordentlich kostenintensiveres Personal einsparen. Z.B. Stichwort Prüfungskorrekturen. Ich sehe in meinem Umfeld eine menge stud. Beschäftigter, die viele Dinge tun, für die mindestens ein WiMi eingestellt werden müsste. Dann sollen die Hochschulen das qualifiziertere Personal mal schön einstellen und bezahlen und wir nehmen unsere 10,98 Euro. Okidoki. Die Rechnung sähe nicht gut aus für die Hochschulen.

      Und obendrein muss man sich von den Arbeitgebern auch noch vollkommen realitätsferne “Argumente” anhören, dass Bodenpersonal am Flughafen auch nicht mehr Geld bekommt und wir eh keine klassischen Arbeitnehmer wären. WTF? Daran merkt man, dass wir hier offensichtlich mit vollkommen unzurechnungsfähigen Neoliberalen verhandeln. Das ist einfach nur peinlich für diese ach so tollen Universitäten in einem ach so tollen zivilisierten modernen Industriestaat.
      Was genau haben wir eigentlich zu verlieren, wenn die eigenen Arbeitgeber so von uns denken?
      Das man so hart um jeden Cent an einer Universität, die doch Vorbild-Charakter haben sollte, kämpfen muss und das auf so einem niedrigen zwischenmenschlichen Niveau, ist doch schon fast Grund genug die Kündigung einzureichen.

      Ich sehe da also leider kein Argument und keinen Sinn, jetzt für uns aktuell Beschäftigte schnell ein bisschen mehr Geld herauszuschlagen. Ich möchte nachhaltig bessere Arbeitsbedingungen erreichen, von denen auch die stud. Beschäftigten nach mir noch etwas haben, auch wenn das bedeutet im aktuellen Kampf noch keinen Mehrwert zu erhalten. Nur weil das die Studierendenschaft vor 17 Jahren auch gemacht hat, haben wir überhaupt unsere Tarifvertrags-Basis. Hätten die auch frühzeitig hingeworfen, um schnell das bisher Erreichte noch für sich einzustecken, sähe die Sache für uns jetzt ganz anders aus.

    • Ich als studentisch Wäre ebenfalls sehr enttäuscht! Ich glaube es verhält sich etwas anders.. Auf so ein lächerlich dreistes Angebot einzugehen wäre ein falsches Signal und würde die macht der Hochschulen über Jahre zementieren! Kommende Generationen müssten wieder hart Kämpfen und hätten es dann vermutlich schwerer weil die Hochschulen sich denken ‘hat ja schon einmal geklappt, warum nicht auch jetzt’, ein psychologisch harter Vorteil! Versteh mich nicht falsch, Ich bin definitiv für Kompromisse (z.B.statt 14€ 12.5€) , aber die TV-L Anbindung sehe ich als wichtigste Forderung, welche auch kommenden Generationen zu Gute kommt! Außerdem was ist mit den studentisch Beschäftigten der tu? Die würden entweder wieder zurück auf ein niedrigeres lohnniveau fallen oder mehr bezahlt bekommen als andere studentisch Beschäftigte! Ein dicker Stinkefinger den uns die Hochschulen gezeigt haben.. Eigentlich hatte ich gehofft die Hochschulen würden sich nach dem warnstreik bewegen und was vernünftiges vorlegen, sodass wir nicht weiter streiten müssen.. Leider ist das nicht passiert :S Ich habe schon einige Streiks als beschäftigter In der Wirtschaft mitgemacht, doch das Verhalten der Hochschulen als Arbritgeber ist echt dreist.. Meine Erfahrung ist, wenn richtig gestreikt wird bewegen sich die Arbeitgeber recht schnell und legen ein Kompromissfähiges Angebot vor. Also, unsere kommenden Generationen im Blick: halten wir noch etwas durch, sorgen wir für eine hohe streikbeteiligung, erhöhen wir den Druck und erringen einen fairen, vernünftigen Tarifvertrag!

  • Ich, Lisa, bin studentischer Beschäftigter und wäre ernsthaft enttäuscht. Vielleicht sogar wütend. Wenn jetzt keine Dynamisierung erkämpft werden kann, dann stehen die SHKs in spätestens zehn Jahren vor dem gleichen Problem, eine jahrelange Kampagne fahren zu müssen, um überhaupt die sukkzesive Verschlechterung der Situation abzuwenden. So würde man nie aus der Defensivhaltung gegenüber den Hochschulen heraus kommen.

  • Jetzt ein wirklich mieses Angebot annehmen um dann in 5 Jahren wieder neu zu mobilisieren? Dann wäre der ganze bisherige Streik umsonst gewesen. Das Angebot ist zudem solange nicht fair, wie SHKs an der TU mehr verdienen als an anderen Berliner Hochschulen. 12,50€ kann in meinen Augen höchstens der Ausgangspunkt für eine gestaffelte Lohnerhöhung sein.
    Auch in 5 Jahren würde die ArbeitgeberInnenseite einen erneuten Streik/Verhandlungsprozess aussitzen, genau wie sie es jetzt tun. Wir können JETZT versuchen, da noch mehr rauszuholen!

    “Im Unterschied zu den anderen Beschäftigten der Hochschulen sind Studenten eben keine klassischen Arbeitnehmer.” Dieser Satz macht mich so wütend. Ja, ich mag keine klassische ArbeitgeberIN (im übrigen!) sein, weil ich neben meiner Teilzeitstelle (80 Std.) auch noch Vollzeit studiere. Warum meine Arbeit deshalb schlechter bezahlt werden sollte bleibt fraglich. Von dieser Wertschätzung wird mir so schlecht, ich könnte erst mal wieder eine Woche streiken!

  • Eine Ankopplung der Lohnhöhe ist gar nicht so sehr der springende Punkt; schon in der ersten Verhandlungsrunde wurde diese angeboten, aber kombiniert mit einer Lohnerhöhung von etwa Null. Ich kann mir vorstellen, dass die Unis auf eine Dynamisierung ohne Lohnerhöhung eingehen würden; die letzten Angebote enthalten dies ja faktisch alle.
    Der springende Punkt ist, was mit dem Reallohnverlust der letzten 17 Jahre passiert. Mit einem neuen Angebot wird darunter faktisch ein Schlussstrich gezogen – deshalb sind die Unis auch zu Zugeständnissen bereit, solange diese nicht zu teuer sind (und bieten daher entweder Dynamisierung oder eine sofortige Lohnerhöhung an, aber nicht beides). Wenn die Tarifkommission darauf eingeht, akzeptiert sie dies, und die Tür für einen Angleich des Reallohns an die 11€ von 2001 ist zu. Das ist der wirkliche Knackpunkt in den Verhandlungen.

    Abgesehen davon ist der Lohn für Tutoren schon recht niedrig. Im Einzelhandel bekommt man mehr, als Werkstudent verdient man deutlich besser. Statt (wie jetzt) an der Uni Tutorien zu halten, könnte ich auch Schülern Nachhilfe geben. Es wäre längst nicht so spannend, aber ich bekäme das Doppelte. Wenn die Unis gute Leute als SHKs haben wollen, dann sind de facto sinkende Löhne der vollkommen falsche Weg. Die TU zahlt aktuell schon mehr, damit sie noch genügend qualifizierte Leute bekommt! Und natürlich ist die Vorstellung ein Witz, in Zeiten explodierender Mieten von seinem Tutorenjob allein (450€/Monat!) leben zu können.

  • Die Kommentare hier sind ja amateurhafter gefaked als Amazonbewertungen. Weniger als 10 Minuten auseinander, Nicknames vertauscht (“Rob” schreibt er sei “Lisa”? Echt?).. sowas habt ihr doch echt nicht nötig..

    • Du hast die Kommasetzung nur falsch verstanden. Rob ist studentischer Beschäftigter und spricht Lisa an. Etwa “Ich – liebe Lisa – bin studentischer Beschäftigter […]”

    • Und ich ergänze Max:
      Die enge zeitliche Folge liegt daran, dass die Kommentare erst freigeschaltet werden müssen.

  • Ich und alle Kollegen*innen die ich kenne sind der selben Meinung wie Rob.
    Tatsächlich finde ich, dass sich der Beitrag von Lisa nicht wie die Meinung eines SHKs liest…

  • Ich als studentisch Wäre ebenfalls sehr enttäuscht! Ich glaube es verhält sich etwas anders.. Auf so ein lächerlich dreistes Angebot einzugehen wäre ein falsches Signal und würde die macht der Hochschulen über Jahre zementieren! Kommende Generationen müssten wieder hart Kämpfen und hätten es dann vermutlich schwerer weil die Hochschulen sich denken ‘hat ja schon einmal geklappt, warum nicht auch jetzt’, ein psychologisch harter Vorteil! Versteh mich nicht falsch, Ich bin definitiv für Kompromisse (z.B.statt 14€ 12.5€) , aber die TV-L Anbindung sehe ich als wichtigste Forderung, welche auch kommenden Generationen zu Gute kommt! Außerdem was ist mit den studentisch Beschäftigten der tu? Die würden entweder wieder zurück auf ein niedrigeres lohnniveau fallen oder mehr bezahlt bekommen als andere studentisch Beschäftigte! Ein dicker Stinkefinger den uns die Hochschulen gezeigt haben.. Eigentlich hatte ich gehofft die Hochschulen würden sich nach dem warnstreik bewegen und was vernünftiges vorlegen, sodass wir nicht weiter streiten müssen.. Leider ist das nicht passiert :S Ich habe schon einige Streiks als beschäftigter In der Wirtschaft mitgemacht, doch das Verhalten der Hochschulen als Arbritgeber ist echt dreist.. Meine Erfahrung ist, wenn richtig gestreikt wird bewegen sich die Arbeitgeber recht schnell und legen ein Kompromissfähiges Angebot vor. Also, unsere kommenden Generationen im Blick: halten wir noch etwas durch, sorgen wir für eine hohe streikbeteiligung, erhöhen wir den Druck und erringen einen fairen, vernünftigen Tarifvertrag!

  • Liebe Lisa,

    danke für deinen mutigen Beitrag. Hattest du hier vor einiger Zeit schon einmal kommentiert? Ich meine, mich an deinen Namen erinnern zu können. Damals habe ich dir übrigens zugestimmt. Jeder will mehr Geld und rein von der Bezahlung her ist der Vorschlag der Unis gar nicht so schlecht. Wir sind alle nur höchstens 6 Jahre studentische Hilfskraft, die meisten noch kürzer, so dass es sich aus meiner Sicht gar nicht sehr lohnt, aus eigener Perspektive langfristig sich um Lohnentwicklung zu sorgen.
    Ich sehe die Sache aber mittlerweile aus größerer Perspektive und habe daher meine Meinung geändert. Ich sehe, dass immer mehr Stellen, auch verantwortungsvolle und für den Universitätsbetrieb kritische Stellen, durch billige Studis ersetzt werden. Das mindert die Qualität der Lehre und Verwaltung extrem, alles nur um Kosten zu sparen.
    Die Mathematik-Tutorenstellen sind mittlerweile so unbeliebt geworden, dass sie fast jeden Bewerber einstellen müssen. Die Tutoren werden so gut wie gar nicht geschult, und die Qualität ihrer Tutorien wird in keiner Weise sichergestellt. Die Dozenten interessieren sich meist überhaupt nicht für ihre Hilfskräfte, kennen sie nicht einmal. Wenn ich mich in den Job mit persönlichem Engagement reinhänge, sei es durch gute Vorbereitung oder genaue Hausaufgabenkorrektur, interessiert das niemanden. Nächstes Semester wird dann wieder gewürfelt und ich lande in einem ganz anderen Kurs. Das ist ein Problem, das auch Übungsleiter betrifft. Keine Schulung, keine Sicherstellung der Lehrqualität. Auch wenn man als Tutor jahrelang lang Erfahrung gesammelt hat und immer sehr gute Bewertungen bei der Evaluation bekommt, wird das in keiner Weise honoriert, etwa durch eine höhere Bezahlung.
    Letztes Semester hatte ich durch Hausaufgabenkorrektur so viel Aufwand, dass ich permanent unbezahlte Überstunden machte. Als ich daraufhin bat, meinen Vertrag aufzustocken, vermeldete der Dozent, der Aufwand sei ja gar nicht so angefallen. Aus dieser Erfahrung heraus bin ich sehr für Zeiterfassung.
    Kurzum, mich stört, wie mit studentischen Mitarbeitern und mit Lehre allgemein umgegangen wird. Die Hochschulen sollten sich entscheiden. Entweder sie sehen studentische Hilfskräfte weiterhin als billige Arbeitskräfte an. Dann sollten die studentischen Stellen in der Lehre und in anderen verantwortungsvollen Positionen abgebaut werden. Oder aber sie stellen nur die besten und engagiertesten ein, schulen diese entsprechend und setzen Anreize für gute Arbeit. Letzteres funktioniert aus meiner Sicht nur durch wesentlich höhere Bezahlung.
    Jeder gute Mathematikstudent in fortgeschrittenem Semester findet spielend leicht eine fachlich interessante Werkstudentenstelle mit besserer Bezahlung. Die Hochschulen müssen sich diese Konkurrenz bewusst machen, um gute Lehre in den Mathetutorien sicherstellen zu können.
    Durch steigende Studentenzahlen bekommen die Hochschulen immer mehr Geld, das sie aber nicht in die Lehre investieren. „Gute Lehre“ steht nur auf dem Werbeplakat. Dagegen möchte ich mit meinem Streik ein Zeichen setzen.

  • Hi, ich möchte der Lisa an dieser Stelle beipflichten. Es gibt keinen Grund für die AG nachzugeben, die Uni läuft auch so weiter, sie sparen im Gegenteil Geld… und die Einschränkungen treffen nur die anderen Studierenden, die mal mehr, mal weniger solidarisch sind.
    Eine Dynamisierung über ein paar Jahre wäre schon ein toller Erfolg und kein Einknicken der Gewerkschaften, die übeigens solidarisch mehr Streikgeld als unbedingt nach Satzung nötig zahlen. Vor allem schreckt viele das Revolutions-Getue ab, zB von Klasse gegen Klasse…. also lieber “einknicken”, als dass alles wieder im Sande verläuft, über den Sommer werden viele SHKs wieder das Studium abschließen und die Mibilisierung müsste von vorn beginnen.

    • Hi, das klingt für mich allerdings widersprüchlich, wenn du sagst dass einerseits die Uni weiterlaufen würde, aber andererseits die Studis streikbedingt nicht ordnungsgemäß studieren können.

      • Dem stimme ich zu. Die Uni ist nun mal ein Ort der Lehre und wenn diese durch die fehlenden Tutoren und Hilfskräfte nicht mehr ausgeführt werden kann, dann zeigt das ganz klar, dass die Uni nicht mehr ordnungsgemäß läuft.

      • Ergänzend dazu: Mein Fachgebiet hat gerade seine Teilnahme an der Langen Nacht der Wissenschaft abgesagt, weil davon auszugehen ist, dass keine SHKs da sein werden, die das ganze betreuen.Kein Festangestellter will Samstags Abends an irgendnem Stand rumstehen. Ohne SHKs läuft halt wirklich nichts.

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